Wenn die Politik nicht alles ist, so ist sie doch in allem: sämtliche Verhaltensweisen des Menschen haben, da sie in irgendeiner Form auf die Gesellschaft zurückwirken, politische Bedeutung.Unter diesem Aspekt untersucht der Verfasser die Motivation aller politisch Handelnden, vom einfachen Bürger in seinem Sozialverhalten bis zu den Regierenden in ihren politischen Entscheidungen. Er unterzieht die Herrschaftssysteme, ihre Legitimität und deren Anfechtung, das Problem des politischen Verbrechens, seiner Bestrafung in politischen Säuberungen sowie seiner Tilgung durch Amnestie einer kritischen Betrachtung. Er analysiert das Verhältnis der nationalen Solidarität zu anderen Solidaritäten und die daraus entstehenden Loyalitätskonflikte, die Dialektik von allgemeinen und privaten Interessen, von politischer Forderung und privatem Handeln, dann Information und Erziehung als ihrem Wesen nach politische Tätigkeiten und stellt schließlich die Frage nach den letzten Rechtfertigungen der christlichen und der nicht-christlichen Ethik. "In wessen Namen ?" bedeutet nicht nur: auf was berufst du dich, wenn du urteilst und handelst ?, sondern auch: wie rechtfertigst du deine Widersprüche ?In dieser Frage ist die Forderung nach Kohärenz, nach innerer Schlüssigkeit praktisch-politischen Verhaltens enthalten. An die Stelle eines geschlossenen Systems politischer Ethik, an die Stelle absoluter Wahrheiten und ideologisch gerechtfertigter Handlungsanweisungen tritt der Appell an den einzelnen, das Fehlen jeder Doktrin zu ertragen, sich aus allen Fremdbestimmungen zu lösen und gerade in dieser Ungewißheit die heitere Gelassenheit zu finden, die es dem Menschen ermöglicht, zu sich selbst zu kommen, für den Mitmenschen offen zu sein und auf dem Platz, den er innerhalb der Gesellschaft einnimmt, bereit zu sein, Bestehendes in Frage zu stellen, um die Lage der Menschen zu verändern und ihre Freiheit zu erwirken.Die Suche nach einer politischen Ethik wird nicht nur zunehmend schwieriger, sondern auch zunehmend notwendiger. Schwieriger einmal deshalb, weil inmitten der Vielfalt politischer Systeme und ihrer Ideologien das Angebot an Wertordnungen für politisches Verhalten fortgesetzt unüberschaubarer wird, zum anderen, weil die Fortschritte der Soziologie, der Psychologie und der Verhaltensforschung alles menschliche Verhalten auf eine wachsende Zahl von Determinanten zurückzuführen und die Genetik menschliche Freiheit vollends in Frage stellt. Notwendiger, weil politische Entscheidungen immer größere Bereiche umfassen und immer wieder in die Zukunft hinausgreifen; aber auch, weil die Natwurwissenschaften und die Wissenschaften vom Menschen, die die Daten für die politischen Entscheidungsprozesse in bisher unbekanntem Ausmaß liefern und morgen in noch stärkerem Ausmaß liefern werden, gezwungen sind, sich als Antwort auf solche "Politisierung" mittels ethischer Kategorien auf ihre Grundlagen zu besinnen.
Inhalt:
I. Einführung - Die zerstörten und allgegenwärtigen Werte:
Die Zerstörung der WerteDas Vorhandensein von WerturteilenDer Autor und sein Buch
II. Herrschaftssysteme und Legimität:
Repräsentation und MachtDas Gesetz und die FreiheitenDas zweideutige Kriterium der WirksamkeitLegimitätskonflikte
III. Verbrechen und Erinnerung:
Grenzsituationen und VerratDie SäuberungenDas Verbrechen und die SchuldigenVergessen und Erinnern
IV. Die nationale Solidarität und die anderen Solidaritäten:
Nation und NationalgefühlAuseinandersetzungen und InterdependenzenTransnationale Solidaritäten und interne Konflikte
V. Die Ziele der Allgemeinheit und die Ziele des Einzelnen:
Staatliche und gesetzliche EingriffeDas Interesse der Allgemeinheit und das Interesse des EinzelnenDie Bedürfnisse und ihre BefriedigungPolitische Forderung und privates HandelnPersönliche Freuden und gesellschaftliche Verantwortung
VI. Information und Erziehung:
Wissen und Einfluß: Regierung, Presse, FernsehenBeeinflussung und ErziehungSoziale Ungleichheiten und kulturelle WerteDie Ziele der Erziehung
VI. Letzte Rechtfertigungen:
Wahrheit, Freiheit, GerechtigkeitDie Werte des Evangeliums und der christliche GlaubeDer Mitmensch, mein Tod und meine Freude
Anmerkungen
Der Titel der französischen Originalausgabe lautet: "Au nom de quoi ?".Das Buch wurde von Alfred Grosser geschrieben und ist im Rainer Wunderlich Verlag Hermann Leins, Tübingen erschienen.
Das Buch befindet sich in einem guten Zustand !!!